Zeit der Summer Camps ...

Die letzten drei Monaten ziehen sich und fliegen gleichermaßen nur so dahin: Ende März haben Hannah und ich zusammen das Summer Camp für die TenPlus Schüler und Schülerinnen vorbereitet und durchgeführt. Präsentationsskills, Study Skills, Gruppendiskussion und auch ein bisschen was sie nun, da sie ins College kommen, mit ihrem Leben anfangen wollen. Es waren einmal 8 und einmal 5 Tage "Workshop" und ich denke die Art und Weise wie wir mit den Schülerinnen und Schülern umgegangen sind als auch die Themen waren gut. Dennoch war es wirklich auch anstrengend die Gruppe jeden Tag den erhofften, erarbeitetenden Plan durchzubringen, mit Gruppengröße zu jonglieren und zu motivieren und auch gequälte "Yes, Ma'am" zu ertragen – Willkommen im Lehrerdasein. 

 

Da in Indien die 7-wöchigen Sommerferien begonnen haben ist bei der DSF Summer Camp (oder auch SPOORTHI 2018) Zeit. Vom 23.04. bis 19.05. kommen in das Centre in Yeshwanthpur ca. 120 und nach RT Nagar ca. 160 Kinder (8. bis 10. Klasse) die alle rund um die Uhr, von 10 bis 15 Uhr unterhalten werden müssen. In den 2,5h Vormittags gibt es Unterrichtseinheiten in Science, Mathe, Englisch und Geografie und Nachmittags beginnt der große Spaß. Hannah und ich sind daher im Moment dabei Nachmittagsaktivitäten zu erstellen die mit 120-160 Kindern GLEICHZEITIG gemacht werden können, Spaß machen sollen, Kosten und Ressourcenarm sein sollten und in beiden Centren auch räumlich funktioneren. Das größte Problem stellt dabei das sogenannte "Crowd Management" dar, da wir in beiden Centren mit ca. 7 konstanten Staff Personen rechnen müssen. Wirklich nicht einfach so zu planen damit nicht das absolute Chaos ausbricht. Meena, unsere Programme Managerin meint zwar immer nur, dass das Summer Camp ein "dynamischer" und "unvorhersehbarer" Prozess sei – wir sind aber der Ansicht, dass es dennoch geordnet und geplant sein sollte um auf mögliche Unvorhersehbarkeiten reagieren zu können damit sich die Dynamik zumindest ins Positive entwickeln kann. Dazu muss ich auch sagen, dass wir im Moment bei 0 anfangen bezüglich Spielideen, etc. wobei die DSF bereits Summer Camps seit mehreren Jahren gemacht hat. Meine erste Reaktion: ist denn NIEMAND mal auf die IDEE gekommen, Spiele, Aktivitäten und vorallem MATERIALIEN zu behalten, erneut zu benutzen oder überhaupt mal festzuhalten, WAS gemacht wurde?! Ich glaube hier trifft das erste Mal die für mich so selbstverständliche deutsche "Effizienz" auf die (nicht böse gemeinte) indische Kurzlebigkeit. Das Einzige was ich bzw. wir nun tun ist die Aktivitäten und Spiele so nachhaltig wie möglich bereitzustellen (laminierte Spielkarten, Beschriftungen ohne Ende, Anleitungen und Word-Dokumente) damit sie jeder Zeit von jeder X beliebigen Person wieder herangezogen werden und verstanden werden können. 

 

Nach den 4 Wochen, die vermutlich höchst anstrengend werden und mit dem Geräuschpegel unseres Zuges vorm Fenster mithalten können, gönnen Hannah und ich uns dann unseren zweiten großen Urlaub. Erst geht es zusammen mit Benni für ein langes Wochenende nach Hyderabad zu vier Mädels, die auch mit der DIZ entsandt wurden. Im Anschluss fliegen Hannah und ich für 3 Tage nach Kolkata zu Pablo, einem Freiwilligen den wir beim Zwischenseminar kennengelernt haben. Danach geht es für ca. 5 Tage hoch nach Sikkim (Gangtok, Pelling, Darjeeling) und zuletzt in die heilige Pilgerstadt am Ganges: Varanasi. Nach einem kurzen Zwischenstopp Zuhause in Bangalore wollen wir dann meine vorletzte Woche in Kerala als komplette WG verbringen. Erst in Munnar zwischen Teeplantagen und Hillstations runter zum Strand. Und dann habe ich noch satte 1,5 Wochen in Bangalore bevor es nach Deutschland zurück geht – und mittlerweile muss ich dann doch sagen, dass ich mich wirklich sehr auf Deutschland freue. Nicht, dass ich mich in Indien nicht wohl fühlen würde, aber so langsam habe ich doch das Gefühl zu wissen wie das Land tickt (nach der Reise sicher wieder noch mehr) und meine Neugierde ist gestillt bzw. ich auch für mich erkannt habe, dass es einfach nicht mein Land ist. Ich bin bisher keine große Liebhaberin Indiens geworden, es gibt wirklich sehr viele Dinge, die ich gut und bereichernd finde, aber auch sehr viele Dinge die ich nicht gut finde. Manchmal weiß ich auch nicht ob ich diejenige bin, die sich einfach nicht auf mehr einlässt und so wieder nicht mehr herausfindet. Meine Stimmung ist also etwas gespalten, aber nach mehr als 6 Monaten, darf das auch mal der Fall sein denke ich. 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    PONKI (Sonntag, 22 April 2018 07:35)

    Hallo Jule,

    das klingt mal wieder total interessant. Zum einen was Du noch alles sehen wirst, was Dir beim Sommercamp an "Aufgaben " gesellt wird und auch Dein kleiner Durchhänger (der normal ist und häufig auch kommt wenn bestimmte Dinge auf ein Ende zulaufen). Mir geht es im Moment auf der Arbeit so, dass ich vieles von dem was war (und was ist) als blöd betrachte aber auch viel klarer erkenne wo es hingehen soll. (auch wenn ich dann nicht mehr dabei bin). Außerdem kommen diese Durchhänger auch häufig wenn sich ein gewisse Begeisterung und eventuelle Romantisierung gelegt haben und man dann klarer / sachlicher die Dinge betrachtet. Ic glaube, wenn ich in Irland länger wäre oder dort leben müsste würde ich auch die ein oder andere Ernüchterung erleben. Das hilft ja auch wieder sich zu erden. So wünsche ich Dir für den Rest Deiner indischen Zeit noch viele tolle Erlebnisse, viel Spaß mit Deinen Leuten dort und komm gesund wieder ! Ganz lieben Gruß vom Ponki