Über den Dächern Gokulas

Heute ist Sonntag und ich habe endlich etwas Zeit gefunden durch die Shriram Sadhana Apartments zu laufen um ein paar Bilder zu knipsen, damit deutlicher wird wie wir untergebracht sind. Vereinzelt habe ich bereits „Room-Tours“ per Skype gegeben, aber der Komplex ist doch etwas umfassender. 

 

Wir leben hier also in unserer DSF-WG zu Viert und haben eine 3-Zimmer-Küche-2-Bäder-Whg. Kommt man in das Apartment E-11 gelangt man direkt in unser Essens/Wohnzimmer. Die Wohnung ist bisher noch sehr spärlich möbliert, da ich eben aufgrund der Auseinandersetzung etwas ungeplant eher eingezogen bin. Die ersten Abendessen haben Hannah und ich daher auf dem Boden zu uns genommen, bis dann eine Plastikgarnitur ihren Weg zu uns fand. Etwas Mallorca-Charakter, aber wir sind glücklich darüber – genau genommen sind wir glücklich über jede Kleinigkeit und erst recht jedes Möbelstück. Erst heute haben wir endlich ein Geschäft gefunden in dem wir normale Messer gefunden haben – unser Set von vier Gabeln, Löffeln und Messern ist somit auch komplett.

Vom Wohnzimmer gelangt man auf den großen, überdachten Balkon, den wir dazu nutzen um unsere Wäsche aufzuhängen. Auch darüber sind wir sehr glücklich, da wir so wetterunabhängig sind. Die Gitter sollen vermutlich vor Einbrechern schützen oder die Tauben abhalten. 

 

Unsere Küche ist sehr groß und auf der kleinen Induktionsplatte lässt sich das ein oder andere Gericht kochen. Dennoch konnten wir der Investition in einen Kontakt-Grill nicht widerstehen, denn so ein Sandwich zum Morgen, zum Mittag oder zum Abendessen ist manchmal als Alternative zu Reis oder Dal etwas Feines. Normaler Weise müssen wir auch nicht viel kochen, da wir zum Lunch entweder beliefert werden (im Fall von Benni und Sami) oder uns was zu Essen holen. In der Woche bringen die Jungs dann zwei weitere Tiffins mit indischem Essen aus RT Nagar mit. Meistens Reis, Chapati, Gemüse und Dal. Von der Küche geht ein weiterer kleiner Balkon ab. 

 

Hannah und ich, sowie Sami und Benni teilen sich ein Zimmer. Nachdem Hannah und ich uns nach unserem gemeinsamen Krankentag dazu entschlossen hatten unsere Betten zusammen zu schieben um besser einen Bollywood-Film zu schauen, sahen wir keine Notwendigkeit mehr darin sie wieder zu trennen. Den Schrank haben wir zum Glück seit Beginn im Zimmer, die Vormieter haben ihn zurückgelassen. Wir haben 1. den Luxus ein eigenes Bad zu haben und 2. dass es von unserem Zimmer ab geht. Die Jungs haben auch ihr eigenes Bad, es liegt jedoch ab vom Wohnzimmer. So viel zu unserem Apartment. 

Der gesamte Komplex verfügt über einen kleinen Park mit Spielplatz, Pool, Poolhaus in dem Yoga stattfindet, einen Basketballplatz und Tischtennisplatz. Natürlich wird hier auch Cricket gespielt. Poolzeiten sind morgens von 07:00 bis 10:30 und abends von 19:00 bis 20:00 nur für Frauen. Davon haben Hannah und ich gestern Abend das erste Mal Gebrauch gemacht, nachdem wir 5 Runden um den Komplex gelaufen sind (Eine Runde ca. 800m), so wie viele andere Bewohner hier auch. Der Pool musste von der Security aufgeschlossen werden, die dann auch direkt kontrolliert hat ob wir unsere Badekappen dabei haben. Hatten wir natürlich nicht, zum Glück wurde eine Ausnahme gemacht und wir sind in Sportklamotten rein gehüpft – ob wir in Bikini gehen können, müssen wir erst noch abklären. Ab Montag wollen wir mal das Yoga-Programm ausprobieren (100-200 Rps für einen Monat!) von 07:00 bis 08:00 Uhr. 

Ein weiteres Highlight des Komplexes ist die Möglichkeit auf das Dach zu gehen. Von 06:00 Uhr morgens bis ca. 18:00 Uhr Abends ist das Dach zugänglich. Etwas worüber ich sehr überrascht war, ist es ja in Deutschland meistens untersagt. Hier nutzen die meisten Bewohner das Dach jedoch um ratzfatz ihre Wäsche getrocknet zu bekommen. Viel besser finde ich jedoch den Ausblick auf den Stadtteile Yeshwanthpur und Malleshwaram. Ebenso kann man auf Augenhöhe mit den Greifvögeln das bunte Treiben in und auf den Häusern beobachten sowie die vorbei fahrenden Züge: womit ich zum kleinen Manko der Wohnung komme, die hupenden Züge. Die vorbeifahrenden Züge sind an sich kein extremer Geräuschpegel, wenn sie jedoch hupen ist es manchmal sehr, sehr laut. Grund dafür ist, dass am nahgelegenen Bahnübergang viele Menschen noch schnell über die Gleise huschen und auch so auf den Gleisen spazieren gehen. 

 

Abschließend möchte ich etwas zu meiner Wohnsituation los werden: ich bin unfassbar dankbar, dass uns die DSF die Möglichkeit gegeben hat zum Einen zusammen zu wohnen und zum Anderen in einem so wunderschönen Komplex mit Angeboten wie Pool, Yoga, etc. Ich habe mir meinen Freiwiliigendienst bestimmt nicht so vorgestellt – manchmal aus einem Eimer zu duschen und die Wäsche per Hand zu waschen stellen die einzigen „Veränderungen“ zu meiner Wohnsituation in Deutschland dar - Pool, Sportangebot und Wasserlieferant sind natürlich on top, es ist hier also mehr als "convenient". Daher bin ich manchmal fast ein bisschen „enttäuscht“, dass ich in dieser Hinsicht keine persönlichen Grenzerfahrungen machen kann – genau so hat es sich aber auch ausgezahlt, dass ich keine wirklichen Erwartungen/Hoffnungen/Ansprüche bezüglich meiner Unterkunft hatte, denn umso mehr freue ich mich über Dinge, die ich in Deutschland als selbstverständlich beim Bezug einer Wohnung gesehen hätte. Da Gokula etwas weiter außerhalb liegt kostet das Apartment so viel wie unsere ehemaligen Zimmer (Hannahs und meins) in Malleshwaram – zusammen mit Strom, Fahrtkosten, etc. kommt also vermutlich ein ähnlicher Preis wie für beide ehemaligen Unterkünfte zusammen. 

 

All diese Einflüsse und meine vorherige Überlegungen haben dazu geführt, dass ich vor zwei Wochen meinem Betreuer bei der DIZ nun das "Go" gegeben habe,  den Antrag zu stellen, meinen Aufenthalt um 3 Monate zu verlängern. Wenn der Antrag bei weltwärts durchkommt ist mein neues Rückreisedatum der 28.06.2018. :)

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